Die geheimnisvolle Kiste



Er tauchte und plötzlich stiess er auf eine Kiste. Sie lag am Meeresgrund. Er brachte sie an die Oberfläche, säuberte sie und da fiel ihm auf wie kostbar diese Kiste war. Nachdem der Schmutz weg war, sah man die goldenen Beschläge, die zu Mosaiken zusammengefügten Edelsteine. In allen Farben leuchteten sie und verstrahlten einen wunderbaren Glanz. Besonders auffallend war die goldene Sonne auf der Mitte des Deckels mit ihren unzähligen Strahlen. Die fremden Schriftzeichen auf den vier Aussenseiten konnte er nicht entziffern, aber es war ihm klar, dass die Kiste sehr alt sein musste. Als er über eine der Innenseiten der Kiste strich, hörte er ein eigenartiges Singen. Eine ganz liebliche Melodie erklang und er war wie hypnotisiert von der Schönheit und Klarheit des Gesangs. Als er die Kiste längere Zeit betrachtete, sich am Gesang erfreute, passierte es. Er war plötzlich in einer anderen Welt. Mittendrin in einer fremden Stadt stand er, auf dem Marktplatz. Die Leute um ihn herum waren alle orientalisch gekleidet und sprachen in einer Sprache die er nicht verstand. Er schaute an sich herunter und wunderte sich, dass er nicht auffiel in seinen Jeans und Turnschuhen. Niemand nahm Notiz von ihm. War er wohl unsichtbar fragte er sich? Da plötzlich kamen Reiter, Soldaten und die Leute stoben erschreckt auseinander. Von ihm nahmen die Soldaten keine Notiz und er war froh darüber. Er nahm seine Hand von der Innenseite der Kiste und das Singen verklang und er war wieder zuhause in seinem Hinterhof, wo er die Kiste aufgestellt hatte. Er machte das Experiment noch einmal und diesmal erklang ein starkes Brausen. Er fand sich auf einem Schiff wieder. Einem Segelschiff, ziemlich alt. Wildes Geschrei war um ihn herum und das Schiff schwankte bedenklich. Er nahm die Hand schnell zurück, denn das Schiff war in einen Sturm geraten. Zum Glück fand er sich bald wieder unversehrt in seinem Hinterhof. Das war ja eine tolle Kiste, die er da gefunden hatte. Er legte wiederum die Hand in die Kiste und er fand sich in einer Schatzkammer. Muss die Schatzkammer eines reichen Mannes gewesen sein, denn er sah lauter Kisten mit Gold und Edelsteinen. Da er gierig war, steckte er sich die Taschen der Jeanshosen voll mit Goldstücken. Als er aber die Hand zurückzog blieb er in der Schatzkammer. Er konnte nicht zurück. Da kamen plötzlich Männer mit Säbeln. Diese sahen ihn nun offenbar und schrien wild herum. Er verstand aber nichts, merkte aber dass es um ihn ging. Einer kam ihm bedenklich nahe und wollte ihn packen, jedoch schnell leerte er seine Hosentaschen,
zog die Hand zurück und kam in letzter Minute in seinem Hinterhof an. Als er wieder die Hand auf eine der Innenseite der Kiste legte, erschien ihm ein Geist, der ermahnte ihn und sagte: «Jetzt hast Du nocheinmal Glück gehabt, aber versuch nicht nochmal was mit zu nehmen. Sei nicht so gierig, Du hast ja schon die wertvolle Kiste. Eine zeitlang freute er sich noch an der Kiste, reiste unerkannt in verschiedene Länder und Zeiten und befolgte stets den Rat des Geistes. Eines Tages aber plötzlich überkam ihn wieder die Gier und er versuchte Goldstücke mitzunehmen von einem fremden Ort. Wieder wurde er ertappt und diesmal entkam er den Säbelmännern nicht. Seine Familie suchte ihn überall vergebens und auch die schöne Kiste war aus dem Hinterhof verschwunden.

Und nun die Moral von der Geschichte: «Sei nicht zu gierig, sonst hast Du am Schluss nichts.»
 

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