FELDMANN -TEIL 2-

FELDMANN -Teil 2-
Am folgenden Sonntag stand ich in freudiger Erwartung vor Ritas Haustür und drückte den Klingelknopf. In der linken Hand hielt ich nämlich ein saftiges Wurstbrötchen für Feldmann bereit. Es war natürlich ein Imitat. Im Tier-Shop sah ich dieses Spielzeug sofort und fand auch auf Anhieb großen Spaß daran. Es war so herrlich albern, denn sobald man sein weiches Material andrückte protestierte dieses Teil, und gab dabei ein lautes und empörtes Quieken von sich. Einfach genial!
Selbstverständlich war das kein primitiver Bestechungsversuch, sondern nur ein schlichtes und aufmerksames Gastgeschenk von mir. Na, was denn auch sonst?
Der Summer ertönte und die Haustür sprang auf. Sofort empfing mich lautes Hundegebell.
Auch das noch! Die Akustik des Hauses funktionierte hier ausgezeichnet, denn sie half kräftig mit diesen gewaltigen Lärmpegel tatsächlich noch etwas zu verstärken.
In der offen Wohnungstür stand eine lächelnde Rita mit einem kläffenden Feldmann bereit und schaute mich freundlich an.
Zügig schritt ich auf die beiden zu, ging in die Hocke, und schaute dem Tier dabei tief in die Augen.
„Ach, du bist also der Feldmann? Weiß du was? Wenn du mich weiter so anblaffst, dann fahre ich gleich wieder heim,...aber dein Geschenk nehme ich dann auch wieder mit!!!
Der Hund verstummte sofort. Unglaublich. Hatte er meine Worte verstanden? Doch im gleichen Moment schnappte er nach dem Brötchen und riss es mir flink aus der Hand, um damit rasch in der Wohnung zu verschwinden. Total verblüfft schaute ich ihm nach, denn damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Was für ein frecher Racker!
Doch Feldmann kehrte im Eiltempo wieder zurück, und legte mir einen kleinen Ball vor die Füße. Dabei schaute er mich ganz lieb mit seinen braunen Dackelaugen an, und war plötzlich wie umgewandelt.
Rita amüsierte sich köstlich über sein Verhalten. „Komm doch rein und spiel mit mir, denn Du bist jetzt mein Freund.“ übersetzte sie sofort für mich in die menschliche Sprache.
Wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer, und ich suchte mir einen Sitzplatz aus (nein, natürlich nicht das Sofa). Danach war ich ziemlich lange mit Ballspielen beschäftigt. Natürlich warf ich nur ganz vorsichtig, um die Möbel nicht zu beschädigen. Doch Feldmann jagte mit großer Begeisterung jedem Ball hinterher. Dabei konnte er auf dem Fliesenboden schlecht abbremsen und rutsche oft in die Hindernisse hinein. Aber es schien ihm nichts auszumachen, den er tobte mit einer unglaublichen Energie durch die gesamte Wohnung.
Irgendwann versteckte ich einfach den Ball, weil ich keine Lust mehr hatte. Doch Feldmann kletterte sofort auf meinen Schoß, um nun zu kuscheln. Rita staunte sehr, weil er vorher noch nie so zutraulich gegenüber Besuchern war. Als der Dackel dann auch noch versuchte mein Gesicht abzuschlecken, ja, da wurde mir seine Hundeliebe dann doch etwas zu viel. So setzte ich ihn dann vorsichtig wieder zurück auf den Fußboden. Das wiederholte sich mehrmals.
Schließlich sprach Rita ein lautes Machtwort: “Schluss jetzt Feldmann! Ab in Dein Körbchen!“
Ja, das machte er dann auch...,allerdings in Zeitlupe. Zwischendurch blieb er aber stehen, drehte sich langsam um, und schaute mit unglaublich traurigen Augen sein Frauchen vorwurfsvoll an, denn Rita hatte ihn doch tatsächlich aus der Mitte des gesellschaftlichen Lebens gerissen.
Nun konnte Rita mir endlich ihre schöne Wohnung zeigen. Doch dabei wurden wir von seltsamen Geräuschen unterbrochen. Sie kamen vom Hundekörbchen. Rita entdeckte sofort die Bescherung, denn Feldmann hatte, wahrscheinlich aus Frust, die weiche Decke seiner kleinen Behausung total zerfetzt. Überall lagen nun verstreute Stoffreste auf dem Fußboden herum. Da hatte jemand tatsächlich ganze Arbeit geleistet.
„Morgen rufe ich sofort die Hundetrainerin an“, begleiteten mich zum Abschied noch Ritas Worte, als ich zu meinem Auto ging.
Nach einigen Tagen traf ich meine Kollegin in der Firma wieder. Sie berichtete mir sofort von dem Besuch der Hundeexpertin, deren erstes Fazit wohl so lautete:
„In diesem Haus gibt es nur einen Chef..., und der heißt Feldmann!“ 😎😊
Rosi65
Titelbild: kostenlos von pixabay.de
Kommentare (8)
Herzlichen Dank den freundlichen Lesern meiner Tiergeschichte „Feldmann“
für ihre netten Zeilen, sowie den 💖spendern:
Christine62laechel, Juttchen, indeed, IndianSummer 1952, Sommerzauber, Songeur, Chris33, Marlen13 und ladybird.
Viele Grüße 😊
Rosi65
Liebe Rosi,
mit viel Interesse habe ich deinen Blog über Feldmann gelesen und du hast für dich da gut entschieden und dein Gastgeschenk kam gut an.
In der Tat, Feldmann kommt sehr energisch herüber und Dackel haben sowieso einen eigenen Dickkopf. Denke aber, dass du Recht hast, sein Frauchen voll im Griff zu haben. Er meint, er müsse sie beschützen und du hast ihn "bestochen", lach.
Es liest sich sehr amüsant für mich. Finde es aber richtig, dass deine Arbeitskollegin sich Rat beim Hundetrainer holt.
Dir danke ich fürs Teilen deiner besonderen Begegnung und wünsche dir noch einen schönen Sonntag Abend.
Ingrid
Liebe Ingrid,
Deine Vermutung teile ich auch, dass der kleine Hund sein Frauchen nur beschützen wollte.
Nach seinem ersten drohenden Gebell hat er mich dann, nach unserem direkten Augenkontakt, wohl sofort als harmlose "Zweibeinerin" eingestuft.
Was für ein Glück! 😅
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar.
Wünsche Dir ebenfalls einen angenehmen Abend.
Viele Grüße
Rosi65
Liebe Rosi65,
was hatte ich Spaß an Deiner lustigen Geschichte um den liebenswerten Feldmann. Ich danke Dir recht herzlich fürs Einstellen und wünsche einen schönen Sonntag.
Jutta
Liebe Jutta,
da ich selber nie einen Hund hatte, fand ich diese kleine Begegnung richtig faszinierend. Ein sehr pfiffiger Hund. Ob er wohl jedes Wort verstand?
Rita forderte ihn nämlich zwischenzeitlich mal auf, doch nach den Mäusen im Garten Ausschau zu halten,
Feldmann rannte sofort zur Terassentür und schaute aufmerksam hinaus. Dabei bewegte er ständig seinen Kopf ganz langsam von links nach rechts, und von rechts nach links. Wir haben sehr über diese kleine Vorstellung gelacht.
Dank Dir schön fürs Lesen!
Einen schönen Restsonntag
wünscht Dir
Rosi65
Die Hundeexpertin konnte sich nicht irren, liebe Rosi. :) Na ja, ein wenig Erziehung benötigen sowohl Kinder, als auch Tierchen, Hauptsache aber, würde ich sagen: erziehen, und nicht dressieren. Jedes Lebewesen möchte ja seine Persönlichkeit mal ausdrücken dürfen - und diejenige von dem süßen Feldmann ist ja ganz ausserordentlich. 😉
Mit herzlichen Grüßen
Christine
@Christine62laechel
Die erste Erziehungsmassnahme traf Rita allerdings selber schwer, denn ihr Hund durfte ab sofort nur noch in seinem eigenen Korb schlafen, anstatt wie bisher Frauchens Bett zu teilen. Dafür wurde der Korb extra präpariert und mit einem speziellen Duftspray ausgesprüht. Vielleicht fühlte er sich deshalb auch demokratisch dazu berechtigt die „Gästeauslese“ mitzubestimmen.
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar, liebe Christine.
Einen schönen Sonntag wünscht Dir
Rosi65
Danke Dir, liebe Seija, für Dein 💖chen!
Viele Grüße
Rosi65