FELDMANN

FELDMANN
„Und wer ist das?“ erkundigte ich mich spontan bei Rita, als ich plötzlich ein neues Farbfoto auf ihrem Schreibtisch entdeckte. Es steckte in einem edlen Bilderrahmen und schmückte als hübscher Blickfang Ritas Arbeitsplatz.. Doch dieser Anblick reizte mich allerdings auch sofort zum Lachen, denn diese Hundeaufnahme war wirklich unglaublich. Sie verdeutlichte dem Betrachter sogleich, dass es sich hier wohl um eine wichtige Persönlichkeit handeln musste, die gerne etwas Stärke und Dominanz demonstrierte.
Der Schnappschuss zeigte nämlich einen kleinen Hund, der breitbeinig, ähnlich wie Rambo, auf einer Wiese stand. Dazu besaß er noch einen ganz energische und autoritären Augenausdruck, der selbstbewusst den Betrachter musterte, und der mich gleich an meinen Chef erinnerte (der guckte nämlich manchmal genauso). Ja, fast schien es mir so, als ob dieses Hundefoto Ritas Schreibtisch bewachen würde.
„Oh, das ist Feldmann, mein Rauhaardackel. Den hatte ich doch schon als Welpen, als er noch sooo klein war“, antwortete mir meine Arbeitskollegin mit zuckersüßer Stimme, und deutete gleichzeitig mit beiden Händen einen winzigen Umriss in geschätzter Hamstergröße an.
„Doch jetzt ist er erwachsen, macht nur Blödsinn und bekommt langsam seltsame Allüren.“ fuhr sie fort.
„ Was denn für Allüren?“ fragte ich interessiert nach.
„ Ach, Du kennst doch den Stefan, aus unserer Malerei. Der hatte mir zwei abstrakte Bilder für mein Wohnzimmer gemalt, da die eine Wand noch so schrecklich kahl war.“ berichtete die Kollegin.
Rita war nämlich erst kürzlich in das Haus ihrer Mutter gezogen, und bewohnte nun die komplette Parterrewohnung zusammen mit ihrem Hund.
„Als Stefan dann am Wochenende vorbei kam, um mir die fertigen Bilder zu bringen, flippte Feldmann bei seinem Anblick fast aus. Er bellte ihn wütend an, und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Damit endlich Ruhe einkehrte, habe ich ihn dann in die Wohnung meiner Mutter gebracht.
Nachdem Stefan sich später dann verabschiedet hatte, holte ich Feldmann auch gleich wieder zurück.
Doch der lief sofort zum Sofa, auf dem Stefan gesessen hatte, hob das Bein, und markierte energisch die Sitz-Stelle des Polsters. Mein schönes neues Sofa!!! Das Tier ist wohl total verrückt geworden!“ klagte Rita ihr Leid.
„Vielleicht duldet er ja keine Konkurrenz“, vermutete ich mal vorsichtig.
Nun wartete Rita ungeduldig auf den Besuch einer Hundeerzieherin, die sich aber zur Zeit gerade noch im Sommerurlaub befand.
„Hast Du nicht Zeit und Lust mich am Sonntag mal besuchen zu kommen? Dann zeige ich Dir mein neues Reich, und ich bereite auch Kaffee und Kuchen vor“, schlug Rita plötzlich vor.
Diese Einladung nahm ich natürlich gerne an.
Erst viel später dachte ich an den eigenwilligen Feldmann. Wie würde der kleine Hund wohl auf meine Anwesenheit reagieren?
Ich sah Rita und mich nämlich im Geiste schon friedlich bei einem Schwätzchen am Küchentisch sitzen, die Kaffeetassen in der Hand, während ein tobender Dackel randalierte, und dabei versuchte das Wohnzimmer in eine Achterbahn zu verwandeln.
Doch dann hatte ich eine gute Idee...
- Fortsetzung folgt -
Rosi65
Titelbild: paxabay.de
Kommentare (6)
Liebe Rosi,
ich warte ebenfalls auf die Fortsetzung der Geschichte und bin gespannt, wie sie ausgeht.?
Einen schönen Nachmittag wünscht
Jutta
Liebe Rosi, ich werde auf die Fortsetzung ungeduldig warten, denn ich bin sehr neugierig, wie deine Idee auch wäre...
Ich habe hier vielmals erwähnt, dass ich Tiere jahrelang im Haus hatte. Unsere Lebensbedingungen waren damals ziemlich bescheiden, die Tierchen hatten aber alles, was sie brauchten: genug zu fressen, Ruhe, und jede Menge Liebe und Aufmerksamkeit von uns. Unsere vorletzte Katze, die sich zwar schnell mit anderen Tieren angefreundet hatte, begann mal Pippi auf mein Bett zu machen (die Katzen durften auf die Betten und Sofas, die Hunde nicht). Wir haben nachgedacht: das war ein klares Signal, dass sie von etwas gestört wird, dass sie sich unkomfortabel fühlen muss. Vielleicht will sie die Katzentoilette mit unseren zwei Katern nicht teilen...? Gleich eine weitere besorgt - und schon war das Problem gelöst.
Interessant, was wollte der Hund aus Deiner Geschichte signalisieren, liebe Rosi. Der konnte wirklich auf seine Art eifersüchtig sein, oder - schlechte Erfahrung mit einem Mann mal gemacht. Da konnte ihn einer beschimpft, oder sogar geschlagen haben. Das war auch bei einem von meinen Tieren der Fall; der Hund brauchte Zeit, um die Angst loszuwerden, als er nur eine Männerstimme hörte.
Mit herzlichen Grüßen
Christine
Liebe Christine,
schade, leider habe ich damals versäumt ein Foto von Feldmann zu machen. Der Dackel auf dem Titelbild ist ihm zwar ähnlich, besitzt aber leider nicht diesen einmaligen und intensiven Blick.
Rita war damals in unserem Jugenddorf eine meiner besten Kolleginnen, deshalb erinnere ich mich auch gerne an diese kleine Geschichte.
Dank Dir schon mal für Deinen Kommentar.
Herzliche Grüße
Rosi65
@Rosi65
Das habe ich gleich erraten, liebe Rosi, der Hund auf dem Foto hat keinen "Boss-artigen" Blick. Er schaut aber klug, und ist ganz lieb. :)
Vielen Dank für das ?chen, liebe Komet. Hab mich gefreut.
Herzliche Grüße
Rosi65