Filet, Verbeugungen und eine schleimige Sauce – Abendessen mit Alena und Chihiro


Filet, Verbeugungen und eine schleimige Sauce – Abendessen mit Alena und Chihiro
Gestern Abend verwandelte sich mein Garten mal wieder in eine Open-Air-Garküche: Ich bereitete Filetstreifen in Austernsauce für meine Nichte Alena und meine japanische Au-pair Chihiro zu – und wie immer wurde aus einem einfachen Gericht eine kleine Komödie.

Zuerst schnitt ich das Filet quer zur Faser in dünne Streifen, massierte es mit etwas Sojasauce, Austernsauce und einer Prise Maisstärke ein und ließ es marinieren. Währenddessen hackte ich frischen Knoblauch und Ingwer, schnitt ein paar Shiitake-Pilze klein und stellte die Sauce zusammen: Austernsauce, helle Sojasauce, ein Hauch Zucker, ein paar Tropfen Sesamöl, ein Schuss Wasser – fertig war die Pracht.

Chihiro stand brav im Gartenweg, hielt sich eine Serviette wie ein Tempeltuch vor den Mund und fragte nach einer kunstvollen Verbeugung: „Darf ich helfen?“  Ich sagte: „Nur wenn du dich nicht jedes Mal verbeugst, wenn du eine Pilzpfanne siehst.“ Sie kicherte – und verbeugte sich natürlich trotzdem.

Dann kam Alena angelatscht, schnupperte, verzog das Gesicht und fragte: „Ist das wieder diese komische Austernsauce?“ Ich erklärte ihr zum hundertsten Mal, dass Austernsauce nichts mit glitschigen Meeresbewohnern zu tun hat. „Klingt trotzdem glitschig“, meinte sie – und schnappte sich demonstrativ die Chopsticks und Reisschalen.

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Als der Wok richtig heiß war, gab ich das marinierte Filet hinein und briet es kurz und scharf an, gerade so, dass es außen schön gebräunt war. Dann stellte ich es zur Seite.

In etwas Erdnussöl briet ich das Gemüse ganz kurz an – diesmal nur Ingwer, Knoblauch und Pilze. Dann kam das Fleisch zurück in den Wok – und nach ein paar schnellen Rührbewegungen goss ich die vorbereitete Sauce darüber. Mit Spring Onions garniert und zu duftendem Jasminreis serviert – fertig war das Abendessen.

Chihiro bekam die erste Portion. Sie verbeugte sich so tief, dass sie beinahe mit der Stirn in in der Reischale landete, und flüsterte ehrfürchtig: „Es riecht wie… ein warmer Abend in Osaka.“ Alena kaute langsam, sah mich dann an und sagte trocken: „Schleimig, aber lecker.“

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Und dazu tranken wir eiskaltes Tsingtao aus der Flasche – im Garten, unter dem letzten Licht der Dämmerung, zwischen Grillenzirpen und leise rauschenden Bambusblättern.

Ich nahm einen tiefen Schluck, sah den leeren Wok und dachte:
Solange niemand fragt, woraus Austernsauce wirklich besteht, ist alles gut.

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