HOTSPOT

Gerade sind sie laut grölend mit ihren Fahnenschwenkern durch unsere kleine Straße gezogen:
Die Anhänger der Partei „Die Heimat“!
So etwas habe ich bis jetzt nur in Reportagen und Geschichtsklassikern gesehen, aber noch nie direkt vor unserer Haustür. Besorgt fallen mir Schilderungen von Menschen ein, die den letzten Krieg überlebten, und sich trotzdem noch genau an seine Anfänge erinnern konnten. Gibt es hier Parallelen dazu?
Es sind fast alles junge Leute in schwarzer Bekleidung. In der Anonymität einer Gruppe lässt sich Stärke natürlich immer recht gut demonstrieren. Einige der Teilnehmer sehen ziemlich verwegen aus. Von meinem Fenster aus schaue ich verblüfft auf einen Mann hinab, der sich wohl als eine Art historische Vorbilds-Figur verkleidet hat.
Vom Verfassungsschutz wird diese Partei als rechtsextremistisch eingestuft. Doch die Demo wird von vielen Einsatzwagen und dem Personal der Polizei schützend begleitet. Dazu dreht noch ein Hubschrauber, ähnlich einer riesigen Hornisse, lautstark seine Kreise über den Hausdächern unseres Stadtteils.
Nein, was für eine Randale!
Nun zieht die Gruppe, unter polizeilichem Großaufgebot, endlich weiter in Richtung Innenstadt. Dort sollen neben den Demonstranten der „Linksautonomen“ auch noch Wasserwerfer und eine Pferdestaffel für die Eigensicherheit der Polizei bereitstehen. Hoffentlich geht das alles gut, denn es wurden mehrere Gegendemos für heute angemeldet. Dazu fand (oder findet) dort noch die übliche Versammlung und Kundgebung des DGB zum „Tag der Arbeit“ statt.
Ansonsten gab es heute Sonne satt für alle, und dazu spannte sich noch ein Kodak-blauer Himmel weit über unsere Ruhrgebiets-Stadt hinaus..
Ja, fast war das ein schöner Tag, dieser Erste Mai...😕
Rosi65
Titelbild: pixabay.de
Kommentare (5)
Liebe Roxanna,
als Nachkriegsgeneration werden wir immer besonders feinfühlig mit diesem Thema umgehen, da unsere Eltern (als Vertriebene) ja besonders betroffen waren, und uns ihre leidvollen Erzählungen sehr berührt haben.
Trotzdem muss man schreckliche Geschichtsabschnitte nicht unbedingt selbst erlebt haben, nur um sie besser verstehen zu können.
Doch solch eine geballte Intoleranz einer größeren Menschengruppe machen mich einfach sprachlos.
„Vor nichts sollten wir uns folglich mehr in acht nehmen als davor, wie Schafe der Herde zu folgen, die vor uns dahinzieht.“
-Seneca – (Römischer Philosoph)
Dank Dir schön für Deinen Kommentar.
Rosi65
Liebe Rosi, ich kann mich zu diesem Problem in Deutschland nicht äussern, weiß aber, dass es auch in meinem Heimatland leider Menschen gibt, die ohne Zäune, Grenzen, nicht leben können, und die auf eine nicht mehr akzeptable Art und Weise ihren Patriotismus zeigen wollen. Hoffen wir, dass die Welt trotzdem immer mehr offen und friedlich wird, und diese Leute werden dank der Demokratie an manchen Festtagen ihre Demos kurz durchführen dürfen, alles.
Mit herzlichen Grüßen
Christine
@Christine62laechel
Ich hoffe auch, Du hast recht, und es bleibt bei den Ausnahmeerscheinungen.
Kurzer Nachtrag: Es blieb aber weitgehend friedlich -wdr.de-
Insgesamt leitete die Polizei nach eigenen Angaben 13 Strafverfahren ein - unter anderem wegen Landfriedensbruchs sowie wegen Verstößen gegen das Versammlungs- und das Waffengesetz. Abschließend zog der Einsatzleiter der Gelsenkirchener Polizei aber ein positives Fazit:
"Tausende Menschen haben in Gelsenkirchen friedlich demonstriert. Die Aktionen einzelner, gewaltbereiter Störer haben wir erfolgreich unterbunden und so das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit, gleich welcher politischen Richtung, gewährleistet."
Rosi65
Es scheint so, liebe Rosi, als müsse sich in der Welt alles immerzu wiederholen und dass Menschen nichts aus der Geschichte lernen würden, sie sind sozusagen unverbesserlich. Es scheint auch so, dass diejenigen, die anders gepolt sind, irgendwie dagegen nicht ankommen. Wo mag die Ursache liegen? Braucht es immer wieder ein Ventil für Frustrationen und Aggressionen und man nützt jede Gelegenheit ohne darüber nachzudenken, was daraus für Folgen entstehen können? Warum ist so etwas nicht in den Griff zu bekommen? Vielleicht spielt auch die Verführbarkeit junger Menschen eine Rolle. Besorgniserregend ist es auf jeden Fall.
Lieben Gruß
Brigitte