Trěbič - auf UNESCO's Spuren

Unsere diesmalige Fahrt von der Lüneburger Heide nach Ungarn liess uns in der UNESCO Stadt Třebíč in der Tschechischen Republik Station machen. Geplant war eine Übernachtung und am nächsten Morgen wollten wir einen Spaziergang durch das jüdische Viertel machen. Danach sollte es suutje (plattdeutsch für gemütlich, nach und nach, gemächlich) nach Ungarn weitergehen.
Wir liessen Prag links liegen und fuhren die Autobahn weiter in Richtung Brünn bis zum Exit 119. Von da waren es nur noch ca 30 km bis nach Třebíč. Die Strecke war allerdings sehr kurvenreich und mit Steigungen von bis zu 12 %, was für uns Norddeutsche schon recht hügelig, wenn nicht sogar bergig ist. Das mochte selbst unser koreanisches Auto so gar nicht und gab uns das auch durch ein blechernes Geräusch am rechten Hinterrad unmissverständlich zu verstehen. Die Bremsbelege waren hin! Ich nutzte die Gelegenheit gleich aus, um meinem Mann, der für die Pflege und Instandhaltung des Autos zuständig ist, gehörig die Leviten zu lesen. Gewitter reinigt bekanntlich die Luft, half aber nichts. Wir brauchten neue Bremsbelege!
Bis zum Hotel haben wir es (mit Auto) geschafft, die Dame an der Rezeption, sprach nur wenig englisch, aber immer noch besser als ich tschechisch, das gleich Null ist. Mein iPhone Übersetzer kann mir zwar mit chinesisch, arabisch, hindu etc helfen, aber tschechisch hat er nicht auf dem Schirm. Es gab somit ein kleines Kommunikationsproblem.
Dann hatten wir wirklich Glück im Unglück, bei unserem Versuch, ein Gespräch mit der Rezeptionistin zu führen stand neben uns ein Mann, der Besitzer einer Ford Niederlassung mit Werkstatt war, Lange Rede kurzer Sinn, wir buchten eine weitere Übernachtung im Hotel und unser Auto war am nächsten Nachmittag mit neuen Bremsbelegen ausgerüstet. So hatten wir dann mehr als genügend Zeit uns die kleine Stadt mit fast 35.000 Einwohnern anzusehen.
Třebíč verfügt über 2 Stätten, die seit 2003 zum UNESCO Weltkulturerbe gehören, die romanisch-gotische Basilika des Heiligen St. Prokop und das jüdische Viertel.
Unser Rundgang führte uns zuerst zur Basilika, hier einige Details die ich einem Infoblatt entnommen habe
St. Prokop-Basilika
Die Klosterkirche in Třebíč ist zweifellos eines der größten und
bemerkenswertesten Baudenkmäler aus dem 13. Jahrhundert,
nicht nur in Böhmen, sondern auch in ganz Mitteleuropa.
In mittelalterlichen Quellen sucht man vergeblich nach
einer zeitgenössischen Weihe an den Heiligen Prokopius. Die
ursprüngliche hölzerne Klosterkirche ließen die Mönche dem
heiligen Benedikt widmen. Im darauffolgenden Jahrhundert
wurde eine steinerne Basilika errichtet und der Jungfrau
Maria gewidmet.
Wahrscheinlich begannen die Baumeister mit dem Bau
in der Krypta, die, was den Baustil betrifft, bereits von der
aufkommenden Gotik geprägt ist. Die Basilika ist im ro-
manischen Stil erbaut, Beispiele sind das Nordportal mit
Vorraum, die Zwerggalerie an der Apsis, die gruppierten
Fenster und andere charakteristische Strukturelemente.
Das weitere Schicksal der Basilika war kompliziert. Das
Gebäude wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals be-
teren Zeiten immer wieder. Nach der Auflösung des Klosters
(1525) wurde die Basilika für profane Zwecke als Brauerei,
für Stallungen, als Zeughaus oder Getreidespeicher genutzt.
Im Jahre 1704 wurde die Kirche dem Heiligen Prokopius neu
geweiht. Weitere bedeutende Umbauten erfuhr die Basilika
in der Barockzeit. Zwischen 1725 und 1731 nahm František
Maxmilián Kaňka (1674-1766) barocke Veränderungen an
der beschädigten Basilika vor. Ihre heutige Form erhielt die
Basilika im Zuge der Umbauten unter der Leitung des Archi-
tekten Kamil Hilbert zwischen 1924 und 1935. Am Eingang
der Basilika zieht unsere Blicke zuerst das mit floralen und
geometrischen Motiven verzierte Eingangsportal an, um-
schlossen von einem quadratischen Atrium.
Danach gingen wir weiter ins jüdische Viertel, hier wieder einige Details aus dem Infoblatt:
Bereits im Mittelalter ließen sich Juden in der Nähe des Bene-
diktinerklosters nieder. Erstmals wurde ihre Anwesenheit im
Jahre 1338 schriftlich dokumentiert. Die folgenden schriftlichen
Informationen über die Třebíčer Juden beziehen sich auf die Zeit
vor 1410.
Jüdische Familien sind in Quellen vom Ende des 16. Jahrhun-
derts zu finden, zum Beispiel in den Ortsteilen Stařečka oder
Podklášteří/Unterkloster. In der ehemaligen Dienstmannen-
siedlung des Klosters - Podklášteří - begann sich allmählich
eine jüdische Stadt zu entwickeln. Die Errichtung des Ghettos
erfolgte jedoch erst 1723, als der damalige Besitzer der Herr-
schaft Třebíč, Johann Josef von Waldstein, den letzten christ-
lichen Einwohnern von Podklášteří befahl, ihren Besitz an die
unter den Christen in Podklášteří angesiedelten Juden zu ver-
kaufen.
Vier Jahre später wurden auch Pläne für den Bau von Trenn-
mauern erstellt. Neben den Anordnungen der Obrigkeit wurde
die räumliche Entwicklung des jüdischen Ghettos auch durch
natürliche Gegebenheiten bestimmt. Die jüdische Siedlung hatte
ihr Zentrum auf dem heutigen Tiché-Platz und dehnte sich auch
nördlich oberhalb davon aus.
Die Hintere (Neue) Synagoge wurde um 1669 erbaut. Das Gebäude weist zahlreiche Elemente der Renaissance auf (Grund-riss, äußerer Stützpfeiler, steinernes Eingangsportal, Form der Fenster). Die Renaissance-Elemente setzten sich jedoch in
der Třebíčer Architektur bis weit ins 17. Jahrhundert durch. Die
wachsende Anzahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinde von
Třebíč erzwang den Bau einer weiteren Synagoge. Am Ende des
17. Jahrhunderts versuchte die jüdische Gemeinde, das Synago-
gengebäude zu erweitern. Obwohl sie dazu bereits die Genehmi-
gung des bischöflichen Konsistoriums von Olmütz erhalten hat-
te, wurde diese von der Obrigkeit abgelehnt und es wurde sogar
der Abriss der Synagoge angeordnet. Zum Abriss der gesamten
Synagoge kam es letztendlich nicht, lediglich das Dach wurde
abgerissen. Das Gebäude befand sich jedoch in einem sehr
schlechten Bauzustand. Im Jahr 1705 gelang es der Gemeinde
endlich, von der neuen Obrigkeit die Erlaubnis zu erhalten, das
Gebäude zu überdachen und für Gottesdienste zu nutzen.
Information und ©
Stadtamt Třebíč, Karlsplatz 104/55, 674 01 Třebíč
Ich habe diese Informationen bewusst kopiert, weil ich sie nicht besser und so genau hätte wiedergeben können.
Im Nachhinein bin ich froh, dass wir gezwungener Massen 2 Nächte in Třebíč geblieben sind. Es hat sich gelohnt!
Hier noch ein kurzes YouTube Video der UNESCO
© globetrotter 2025
LG Gisela
Kommentare (5)
@Jutta
vielen Dank liebe Jutta für deinen netten Kommentar. Ja, Tschechien hat schon so einiges zu bieten. Ich freue mich immer wieder kleine Städte mit viel Geschichte zu entdecken. Dabei hilft mir die Liste der UNESCO WHS
https://whc.unesco.org/en/list/
natürlich. Die Schweiz hat natürlich auch so einiges anzubieten. Schauen wir mal wohin meine nächsten Reisen gehen werden
LG Gisela
@Globetrotter
Jederzeit resp. "fast" Jederzeit herzlich willkommen, liebe Gisela, denn zuerst ruft mich ja der Schwarzwald für längere Zeit. Aber danach entfällt das "fast" und.............
Grüessli
Jutta
Hallo Gisela
Spannend und vieles zu lesen, was ich noch nicht wußte. Ok, ganz ehrlich, mein Wissen über Trebic ist gleich null. Böhmen sagt mir schon eher etwas, wurden dort doch wunderbare Mehlspeisen erfunden.
Schön, dass euer Auto nicht lange leiden musste und euch zum Ziel der Reise transportieren konnte.
Und falls dir in Ungarn zufällig der Orban über den Weg läuft….richte ihm bitte aus, dass dein Freund Boeuf „not amused“ über seine ständigen Alleingänge in Europa ist.
Eine schöne Zeit in Ungarn wünscht dir der
Boeuf
@Boeuf
Lieber Peter,
sollte ich Orban treffen, werde ich es ihm ausrichten, aber was machst du wenn er dir einen Job als Berater anbietet? Stell dir doch mal vor, du müsstest dein Dorf verlassen und wieder arbeiten😂
LG Gisela
Sehr eindrücklich, liebe Gisela, und interessant.
Da reiste ich während 11 Jahren beruflich nach Tschechien und habe keine Ahnung!
Das war ja wirklich Glück im Unglück, dass ein Besitzer einer Autowerkstatt am Empfang des Hotels war - sowas nenne ich Fügung!
Ich wünsche dir eine gute und schöne Zeit in Ungarn - auch bei dir behaupte ich, du hast den richtigen Nick 😂😂😂 und
grüsse dich herzlich
Jutta