ZWANZIG NACH ELF


ZWANZIG NACH ELF

ZWANZIG NACH ELF

In meinem Wohnzimmer war es immer noch zwanzig nach elf.
Schon seit ungefähr drei Wochen, denn die runde Wanduhr war plötzlich und unerwartet einfach mal stehen geblieben.

Auch das sofortige Einsetzen einer neuen Batterie brachte nicht den gewünschten Erfolg.
Ihre Zeiger standen weiterhin still. Nur ein leises und schnarrendes Geräusch war zu hören. War meine Uhr etwa eingeschlafen? Nun ja, vielleicht brauchte sie ja nur mal eine kurze Urlaubspause von ihrem fleißigen Schaffen und würde sich bestimmt bald wieder erholen, dachte ich. Also wartete ich erst einmal geduldig ab.

Da dieser Zeitanzeiger aber an dem zentralsten Ort der Wohnung hang, führten mich meine täglichen Wege ständig an ihm vorbei, und immer schaute ich dabei erwartungsvoll auf die Zeitanzeige.
"Na? Immer noch zwanzig nach elf? Na klar, was denn sonst!"
Du meine Güte, was für eine eigensinnige Uhr besaß ich da eigentlich, die jetzt so stur auf eine falsche Zeitanzeige, nämlich auf zwanzig nach elf beharrte?
„Finde Dich endlich mit 11.20 Uhr ab. Basta und aus!“ schien sie mir damit wohl bockig mitteilen zu wollen.

Doch nach Ablauf dieser drei Wochenfrist hatte ich ihre Faxen dann aber endgültig satt und beendete einfach ihren Jahresurlaub, indem ich sie endlich mal zur Reparatur brachte.
Der Uhrmacher hatte allerdings viel zu tun, und so musste ich mich eine weitere Woche bis zur Fertigstellung gedulden.

Endlich war es dann aber so weit. Voller Freude hängte ich die genesende Uhr, mein altes Schätzchen, wieder an ihren Platz zurück. Sie lief jetzt wieder wie am Schnürchen, denn man hatte ihr ein neues Uhrwerk spendiert. Trotzdem warf ich ihr ständig skeptische und prüfende Blicke zu, ob sie nicht doch vielleicht heimliche Frühstücks- oder Mittagspausen eingelegt hatte.
So ganz traute ich ihr nämlich nicht mehr über den Weg.

Zwei Tage später schaute ich mir am Sonntagabend einen Film im Fernsehen an. Es war eine „Elvis-Biografie“ Der Film lief unglaublich lange, denn durch die vielen Werbeeinblendungen zog sich die Zeit wie ein Kaugummi in die Länge. Die Hauptrollen spielten darin Austin Butler und Tom Hanks. Drei Stunden verfolgte ich dabei Aufstieg und Fall der Elvis Presley- Karriere, und eine der größten Rock`n`Roll-Legenden der Musikgeschichte.


Es war schon spät, denn die Wanduhr zeigte bereits 23.20 Uhr an, bzw. 11.20 Uhr, als der Film endete.
Nanu, war diese Uhr etwa schon wieder stehen geblieben? Nein, war sie nicht, denn die kleinere „Küchen-Kollegin“ zeigte mir exakt die gleiche Zeit an.
Tatsächlich war es wohl nur ein seltsamer Zufall...

Doch nun läuft sie wieder, Gott sei Dank!😃

Rosi65


 

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Kommentare (5)

Rosi65


Time!

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Oder auch genau der richtige Zeitpunkt
⏰,
um mich mich bei Roxanna, Christine62laechel, Marlen13,
Songeur und Distelfink7 für die netten Herzchen und Kommentare zu bedanken.

Viele Grüße 😊
   Rosi65

- Foto:pixabay.de -







 

Christine62laechel


Liebe Rosi, so ein Zufall mit der Uhrzeit ist ja wie ein Lotto-Hauptgewinn. So etwas muss man schon magisch finden, denn so unwahrscheinlich.

Wie die Brigitte, habe ich auch Uhren in allen Räumen stehen oder hängen; im Bad nicht mehr, seitdem ich nicht mehr beruflich tätig bin. Eine Uhr, die über eine falsche Uhrzeit informiert, hasse ich einfach. Und dann auch noch immer die gleiche, wenn stehengeblieben. :) Das ist ähnlich unangenehm, wie ein Blick auf die Wand, wo üblich ein Spiegel zu erwarten war, und nun plötzlich nicht da. Als hätte man mit den Augäfeln gegen die Wand gestoßen. 😨😊 Gut, dass Deine schöne Uhr nun wieder richtig geht.

Mit herzlichen Grüßen
Christine

 

Rosi65


Liebe Christine,

man hat sich in den vielen Jahren der Berufstätigkeit immer auf die genaue Zeitanzeige verlassen müssen, was jetzt sicher nicht mehr ganz so wichtig ist. Doch irgendwie gewöhnt man sich wohl unglaublich daran.

Als die Uhr in der Reparatur war habe ich sie richtig vermisst, denn ich schaute ständig auf die leere Wandstelle an der sie immer hang. Ähnlich wie bei Deinem Spiegelbeispiel empfand ich den Anblick als unangenehm.😳
Danke, dass Du diese Situation so gut nachempfinden kannst.
Doch einen Moment bitte, jetzt muss ich aber mal kurz nach der Uhr schauen, ob sie noch läuft.... 😊

Herzliche Grüße
    Rosi65

Roxanna

Manchmal, liebe Rosi denke ich, wie haben das die Menschen "ertragen" 😁, als sie noch keine Uhr hatten, sondern sich nach dem Sonnenstand gerichtet haben. So haben sie ihren Lebensrhythmus ausgerichtet. Wir brauchen es in der Regel, je nachdem um was es geht, auf die Minute genau. Da fällt mir gerade die Deutsche Bahn ein, die es schon länger nicht mehr so genau nimmt. Ja heutzutage würde man keinen Zug, keine Straßenbahn usw. ohne Uhr erreichen, jedenfalls nicht den oder die gewünschte. Ich habe Uhren im Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad und jede geht ein wenig anders, obwohl ich sie bei der Zeitumstellung ganz genau gestellt habe. Irgendwie sind Uhren vielleicht doch ein wenig eigensinnig. Wie gut, wenn man nicht mehr berufstätig ist, dass es meistens nicht mehr auf die Minute ankommt, es sei denn man hat einen wichtigen Termin.

Ich wünsche dir, dass deine Uhr noch sehr lange immer die richtige Zeit anzeigt und grüße herzlich

Brigitte


 

Rosi65


Deine Feststellung habe ich übrigens auch schon gemacht, liebe Roxanna. Jede meiner Uhren, und ich besitze auch einige, weichen von ihrer Zeitanzeige alle ein wenig ab.
Fast ein wenig vergleichbar mit den verschiedenen Menschentypen, bei denen der eine eher hektisch ist, während der andere noch etwas unschlüssig herumtrödelt.😊
Danke für Deine guten Wünsche. Nun wird meine Wanduhr bestimmt noch lange halten.👍

Herzliche Grüße
Rosi65 


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