Großgrundbesitz und Sklaverei


Großgrundbesitz und Sklaverei
Die Geschichte La Réunions in Kürze

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Karte von La Réunion um 1760

Um die Geschichte der Insel besser zu verstehen, erwies sich mein Besuch im Historischen Museum von Villèle als überaus hilfreich.

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Einst Residenz der Plantagenbesitzer Desbassayns, heute Historisches Museum von Villèle.

Die geführte Besichtigung durch einen einheimischen Guide – Nachkomme eines ehemaligen Sklaven auf dem Besitz der Zuckerrohrplantage - war vor allem wegen seines Wissens über die traurige Geschichte der Sklaverei hochinteressant.

Von arabischen und portugiesischen Seefahrern zwar bereits um 1500 gekannt, war La Réunion bis 1663 eine unbewohnte Insel im Indischen Ozean. 1663 ankerte das erste französische Schiff auf der Insel vor der heutigen Stadt Saint Paul.

Etwa 20 Franzosen ließen sich auf der Insel nieder und erbauten bei der Grotte des Premiers Français ihr erstes Dorf. Sie gaben der Insel den Namen ihres französischen Königs - Île de Bourbon - und machten sie zur ersten Kolonie Frankreichs im Indischen Ozean.

Anfangs betrieben die ersten Bewohner nur Viehzucht und Ackerbau. Doch bald erlangte die Insel auch an Bedeutung für die Seefahrer als Zwischenstation auf ihrem langen Weg nach Indien.
Das hatte zur Folge, dass die Einwohnerzahl bis 1700 auf etwa 700 Einwohner anstieg und Waren, wie etwa die Kaffeebohnen und das Zuckerrohr auf die Insel gelangten und schließlich in den darauffolgenden Jahrzehnten massiv auf den fruchtbaren Böden der Insel angebaut wurden.

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Zuckerrohrplantage heute in der Nähe des Museums
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So auch auf dem umfangreichsten Großgrundbesitz der kreolischen Plantagenbesitzer Panon – Desbassayns, die um die Jahre 1775 – bis etwa 1840 die größte Zuckerrohrplantage der Insel und über 400 Sklaven aus Madagaskar und Ostafrika ihr Eigentum nannten.

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Bildnis einer Sklavin aus der Ausstellung im oberen Stockwerk der Villa Desbassayns

Die Einwohnerzahl auf der Insel stieg rapide weiter. Der Sklavenmarkt boomte auf der Île de Bourbon. Hier ein kleiner Vergleich: Um 1770 schufteten auf der Insel bereits 45.000 Sklaven bei einer Einwohnerzahl von rund 26.000 freien Bürgern.

Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1800 bewirtschafte die Witwe Desbassayns das riesige Anwesen allein. Und zwar mit eiserner Hand. Sie hatte neun Kinder und wurde stolze 91 Jahre alt. Ihre Sklaven hingegen erreichten gerade einmal ein Alter von 50, bervor sie an den Folgen der Ausbeutung, Hunger und Krankheiten verstarben.

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Madame Desbassayns

Im Jahr 1848 wurde die Sklaverei endlich abgeschafft. Über 62.000 Sklaven (Dreiviertel der Bevölkerung) auf dem Eiland erhielten ihre Freiheit.  Im selben Jahr erhält die Insel auch definitiv ihren jetzigen Namen: Île de la Réunion.
Nach Abschaffung der Sklaverei blieb La Réunion noch bis 1946 eine Kolonie Frankreichs. Heute ist die Insel ein Übersee-Département Frankreichs, 9.400 km Luftlinie vom Mutterland entfernt.
 

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Kommentare (10)

Claudine

Vielen Dank für das rote  Herzchen, liebe Korima und herzliche Grüße von Claudine.

reflex

kurz & bündig  toll beschrieben :-)
 

Claudine

@reflex  
Vielen Dank für Dein Lob und das ❤️.
Liebe Grüße
Irmina

Claudine

  ❤️ zum Dank für Songeur, Ernest, Jutta, Marlen13, und Maite.
Ich habe mich über eure ❤️ sehr gefreut.
Liebe Grüße und ein sonniges Wochenende ☀️
Irmina

Jutta

Liebe Irmina,

Interessant erzählst du uns über La Réunion und die Sklaverei - ich meine jedoch, dass die Sklaven relativ früh ihre Freiheit bekamen. Es kann aber auch sein, dass mich das täuscht, denn mit diesem Thema habe ich mich viel zu wenig befasst.
Gerne warte ich auf eine Fortsetzung (?) und danke für deinen anschaulichen Bericht.

Liebe Grüsse von
Jutta

Claudine

@Jutta  
Ich lasse mich gerne von Dir belehren, was das Ende der Sklaverei in Frankreich angeht. In La Réunion endete sie jedoch erst 1884. Leider.

Liebe Grüße
Irmina

Ernest

Vielen Dank für diese interessante Geschichte über die Entstehung der Insel La Réunions und der Sklaverei. Du hast diese Kurzfassung treffend geschrieben. Die Sklaverei war sehr  inhuman. 
Viele Grüsse. Ernst

Claudine

@Ernest 
Vielen Dank und liebe Grüße auch Dir, lieber Ernest.
Die Skrupellosigkeit gewisser Menschen war gestern und ist heute erschreckend, vor allem aus Machtgier und Gewinnsucht. Wie sehr andere darunter leiden, ist diesen Leuten gleichgültig. LEIDER!
 

Songeur

Die Fakten, liebe Irmina, waren mir durchaus bekannt, die Zahlen im Détail weniger. Danke für diese Auffrischung.
Herzliche Grüsse
Hubert

Claudine

@Songeur  
Schon tief ergreifend diese Sklaverei im großen Stil, lieber Hubert.
Nach deren Abschaffung stürzte die Insel in eine Krise und man holte billige Arbeitskräfte aus Indien zu den verbliebenen Exsklafen dazu bei Bedingungen, die kaum besser waren als bei den Sklafen zuvor. Dazu kam, das vielerorts vermehrt die Zuckerrübe angepflanzt wurde und deshalb die Nachfrage nach Zuckerrohr schwand.

Danke vielmals für dein Interesse an meinen Blogbeiträgen. Ich weiß das sehr zu schätzen.
Liebe Grüße
Irmina


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