Erinnerungen „Der Dackel“ von Gerlinde Kramer (gerlinde.kramer1@chello.at) 1949, also eine Zeit wo es
auch in Wien noch kaum gutes Essen gab passierte in unserer Familie folgendes. Unser lieber Onkel Franzl
aus Tirol hatte einen lieben Dackel. Als dieser verstarb, wollte er ihn nach
Wien bringen und im Garten unserer Großmutter begraben. Waren doch Onkel
Franzl und Dackel gebürtige Wiener, die es in den Kriegswirrnissen durch
den Ehestand, nach Tirol
verschlagen hatte. Also packte er das gute
Tier in Packpapier, verschnürte es und legte es im Zug oben auf dem
Gepäcksträger. In Wien angekommen, eilte
er, samt Paket, sofort zu meinen Eltern. Meine liebe Mama, wollte Waldi noch
einmal sehen, bevor er in Großmutters Erde kommen sollte. Mit zittrigen
Händen öffnete Onkel Franz das Paket und siehe da, ein Wunder war
geschehen. Nicht Waldi lag vor uns, sondern eine Riesenstange Mortadella. Ein Italiener, welcher
sicher auch in dem Zug mitgefahren war, hatte irrtümlich Waldi mitgenommen
und Onkel Franzl die Wurst hinterlassen. Alle weinten. Onkel Franzl
um seinen Waldi, der jetzt in fremde Erde kam, der Italiener sicher auch um
seine Wurst. Meine Mama vor Freude. Hatte sie doch ewig schon keine Wurst
gegessen und wir Kinder auch nicht. Es wurde ein Fest! Beinahe das ganze Haus
wurde damit beschenkt. Gab es doch keinen Kühlschrank. Onkel Franzl ruht schon
lange in seiner Heimaterde am Wiener Zentralfriedhof, diese Geschichte wird ihn
noch Generationen lang
überleben. |