Reisebericht
„Dresden“
Sieghard Winter
11. Juni 2001,
Montag
Die Stadtrundfahrt zeigt uns
weite Plätze, breite Straßen, Alleen, Vorgärten, Grünstreifen;
Holunder, Akazien, Wildrosen blühen in ganz Dresden. Überall ist viel
Platz. Bauten aller Epochen: schön, schlecht, alt, neu. Barock, Rokoko,
Gründerzeit, Jugendstil, Plattenbauten und erstaunlich viele Neubauten
seit der Wende. Und es gibt viele leere, auf neue Bebauung wartende
Grundstücke. Wir blicken über die Elbwiesen und gewahren die vornehmen
Gebäude am Elbhochufer, Loschwitz heißt diese Gegend. Das
„Blaue Wunder“, eine neugotische Stahlbrücke, im Krieg
unzerstört, führt hier über den Fluss. Städtebaulicher
Höhepunkt ist die Umgebung des Theaterplatzes mit historischen Bauwerken
aus der großen Zeit Dresdens, des 18. und 19. Jahrhunderts, wozu auch die
steinerne Augustusbrücke gehört. Wenn die Frauenkirche in altem
Glanze 2005 fertig dasteht, ist das elbflorentinische Ensemble wieder einigermaßen
komplett. Am Schloss bekommen wir den Fürstenzug, ganz besonders August
den Starken, erklärt. Gleich nebenan feiert die katholische Hofkirche
250jähriges Jubiläum. Innen erstrahlt sie groß, hoch, und
weiß; barock, aber dennoch schlicht. Der Prozessionsumgang ist ihre
Besonderheit. Seit wenigen Jahren ist sie Diözesan- und Bischofskirche.
Wir genießen bei Sonne
den weitläufigen Innenhof des Zwingers, der von zierlichen Rokoko-Bauten gesäumt
wird. Dazu gehört der Semperbau, der ca. 100 Jahre später entstand.
Er beherbergt seit 1855 Dresdens weltberühmte Gemälde alter
Meister. Wir sehen
hauptsächlich die Deutschen, Niederländer und Italiener, von Drucken
und Parallel-Werken allenthalben bekannt. [Das erste Kölner WRM feierte
1861 Einweihung.] Abends sind wir
in der Semper-Oper und erleben in der 5. Reihe im Parkett ein Oratorien-Konzert.
C.M. von Webers Messe in G-Dur, ihre Uraufführung war 1819 in der
Hofkirche gerade gegenüber. Das zweite Musikstück dieses Abends war
uns unbekannt: Das Vaterunser, aufgefüllt mit Versen von Johann Gottlieb
Klopstock. Der Komponist, Johann Gottlieb Naumann, ist ein Epigone der Mozartzeit.
Daraus einige Verse von Klopstock:
Um Erden wandeln Monde, Erden um Sonnen.
Aller Sonnen Heere wandeln um eine große
Sonne. Er, der Hocherhabene,
der allein ganz sich denken,
seiner ganz sich freuen kann,
machte den tiefen Entwurf zur Seligkeit
aller seiner Weltbewohner.
Die Autobahnen um Dresden sind nagelneu und
dreibahnig. Vor der Wende waren hier die Schlaglöcher, jetzt sind sie auf
der A5!
Spreewald-Kahnfahrt: Leise, glatt und dunkelgrün;
Erlen, Eschen, gelbe Lilien.
Sächsische Schweiz: Festung
Königstein und an anderer Elbschlaufe die Bastei, entfernt Ähnliches
im Bryce-Canyon in Utah gesehen.
Pillnitzer Schlösser und Park zeugen von
altsächsischer Kultur.